Adipositas & Essstörung

Meine Geschichte

 

Bei meiner Geburt hatte ich Normalmaße, bis etwa zum dritten Lebensjahr.
Danach ging es mit dem Übergewicht los.
Früher hieß es immer "du musst den Teller leer essen" und das egal, ob man satt war.
Vorher durfte auch nicht aufgestanden werden.

Vor allem war es bei meinen Großeltern noch so.

Dort gab es auch die Hausmannskost, die nicht gerade Fettarm ist.
Ich kann mich noch an die Untersuchung zur Einschulung erinnern und das man da halb nackt stehen musste. Man wurde gewogen, die Größe gemessen und man dann sagte, dass ich dick sei und meine Eltern jetzt auf das Essen bei mir achten müssen. Man gab mir große Chancen, dass sich das Gewicht noch verwächst.

Tja, aber mit der Grundschule begann erst das Problem richtig. Ich wurde von einem Mitschüler bereits dort gehänselt und aus Wut fraß ich es in mich hinein und aß heimlich Süßigkeiten.

Ich hatte auch Freunde und war auch viel mit ihnen draußen am spielen, doch es reichte zum glücklich sein nicht aus.

Als ich dann auf die Hauptschule wechselte, ging die Tyrannei des Mitschülers weiter. Denn auch er kam in die gleiche Klasse. Ich versuchte mich immer zu behaupten, lachte über die dummen und verletzenden Sprüche.

"Da kommt das Erdbeben", "Pass auf, dass du nicht durchbrichst", "Roll doch lieber statt zu gehen" und "Du bist fett"! Trotz des Lachens tat es unwahrscheinlich weh. Schlimm war es auch, dass Freundinnen nichts dazu sagten, teilweise sogar mitmachten.

Auch die Akne inversa brach nun aus.

In dieser Zeit baute ich meine Maske auf und ein Teil spaltete sich ab, der sehr vorsichtig wurde und immer eine Art nahende Katastrophe sah.

Mein Süßigkeiten wurden zu meinem besten Freund und erst, wenn mir schon schlecht wurde, hörte ich auf.

Um mich zu behaupten machte ich trotzdem Sport (Jazz Dance und Handball) und erlernte zu dem üblichen Glockenspiel, Xylophon und Blockflöte noch die Oboe.

1993 ging es dann zur Abspeck Kur nach Bad Orb, wo ich auch nicht so tolle Sachen erlebte. Siehe dazu den Bericht zur Akne inversa.

Dort nahm ich auch gut ab. Danach kam der Wechsel zur Berufsfachschule und der schwere Ausbruch der Akne inversa. Ich musste den Sport und das Oboe spielen aufgeben. Vor allem, als die Ausbildung begann, kniete ich mich voll darein.

Ich hatte Frust und mein Gewicht stieg wieder an und das mehr als davor.

Meine Mutter machte nach Möglichkeit gesundes Essen, doch es musste auch gut aufzuwärmen gehen, da sie ja arbeiten ging.

Immer war ich die Dicke, Fett oder Fettleibige.

Das verbaute mir auch die Ausbildung in der Krankenpflege.

Irgendwann arrangierte ich mich mit der Altenpflege, ich kniete mich voll in die Arbeit.

Es gab eine Phase, da habe ich aus eigener Kraft sehr viel abgenommen. Mit beginn der Beziehung mit meinem damaligen Freund ging das Gewicht wieder hoch.

Ich fühlte mich allein trotz Partnerschaft.

Zu dem zog ich erst spät von zu Hause aus. Das war bereits nachdem meine Eltern geschieden waren und ich bei meiner Mutter und ihren damaligen Lebensgefährten wohnte.

In meiner eigenen Wohnung fühlte ich mich lange Zeit auch nicht wirklich wohl. Ich verbot es mir auf dem Bett alleine zu schlafen und schlief auf der Couch. Ohne kleines Licht kann ich Nachts alleine nicht schlafen. Aus finanziellen Gründen ernährte ich mich meist ungesund. Viele Kohlenhydrate. 

Nach der Trennung von dem damaligen Freund fiel ich in ein Loch und die Depression, die 2008/2009 schon mal aufflackerte, brach nun endgültig aus mir raus.

Entweder ich aß nichts oder ich aß zu viel und erbrach mich manchmal auch.

Zu dem kam dann noch das Selbstverletzende Verhalten.

2013/2014 konnte ich dann endlich eine stationäre Psychotherapie machen. Im Grunde rettete die mir damals das Leben. Danach ging es zur psycho-somatischen Reha nach Bad Orb.
Das abnehmen klappte da aber nicht so gut, weil ich unter psychischen Stress stand. Trotzdem lernte ich dort meinen damaligen Freund dort kennen und lieben.

Das abnehmen rückte erst mal etwas ins Abseits, da ich seelisch immer noch nicht stabil wirkte.

2016 war ich dann mit meinen Cousinen beim Deichbrand Festival und merkte da, ich muss dringend was ändern! Ich merkte, wie schlecht es mir mit dem Übergewicht ging und auch psychisch weiter Hilfe benötige.

Ich ging zum Adipositaszentrum und ließ mich für das Multimodale Programm eintragen, um eine Sleeve OP (Schlauchmagen) zu bekommen.

Damals besuchte ich trotz Einschränkungen durch die AI und Schichtdienst regelmäßig ein Fitnesscenter.

Dazu kam noch die Verhaltens- und die Ernährungstherapie.

Bei der Erstbegutachtung durch die Psychologin nach einem halben Jahr wurde ich in die psychosomatische Tagesklinik für Adipositas geschickt und danach bekam ich dann ein positives Gutachten.

Die Krankenkasse bewilligte den Antrag und am 17.07.2017 wurde mir dann der Sleeve operiert.

Ich nahm sehr gut ab und kam zu einer Folge Reha nach Mölln. Dort fühlte ich mich jedoch nicht gut aufgehoben und hatte eine psychische Krise. 

 Als ich dann wieder zu Hause war, stagnierte die Abnahme und nach ca. einem halben Jahr nahm ich wieder zu. Der Höhepunkt mit der Gewichtszunahme erfolgte nach der medizinisch beruflichen Reha, wo ich wieder eine psychische Krise erlitt. Danach stieg stetig langsam das Gewicht.

Meine Ernährung ließ zu wünschen übrig, doch bewegen tat mir gut. Die Einschränkungen durch das zunehmende Gewicht nervten mich und ich schämte mich dafür.

Als ich dann 2019 die Tagesklinische Therapie begann, stieg das Gewicht noch mal an.

Erst 2020, während des 3. Intervalls, nahm ich endlich wieder ab.

Ich fühlte mich endlich verstanden und angenommen. Mir wurde endlich geholfen und ich konnte mir alles von der Seele reden und schreiben.

Und jetzt werde ich es beibehalten!

Möglichst ausgewogene Ernährung mit viel Eiweiß und wenig Kohlenhydrate.

Dazu noch regelmäßige Bewegung und das trotz Wehwehchen, dann kann es nur klappen!

 

Mehr zu Adipositas und möglicher Therapien findet ihr zum Beispiel auf der Website des Adipositaszentrum im Asklepios Westklinikum Rissen!